Unsere heutige Etappe führt uns von der Fluhalp zunächst wieder tief ins Tal. Nach einer ausgiebigen Mittagspause brechen wir dann zur Gandegghütte auf. Hier werden wir mitten in den Bergen – umgeben von zahlreichen 4.000ern die Nacht verbringen.
Grundkurs Murmeltier: Von Bären, Katzen und Affen
Der Tag beginnt mit viel Sonne. Sogar morgens können wir unsere leichte Jacke im Rucksack lassen. Los geht’s nur in T-Shirt und kurzen Hosen. Wir verlassen die Fluhalp Richtung Stellisee und gehen auf der Endmoräne des Findelgletschers entlang. Die Truppe ist gut drauf, es wird gescherzt und gelacht. Morgenmuffel hätten es jetzt schwer mit uns, aber ich bin da zum Glück anpassungsfähig.
Wir sehen mehrmals auf unserem Weg Murmeltiere. Wusstet ihr, dass die Weibchen „Katzen“, die Männchen „Bären“ und die Jungtiere „Affen“ heißen? Ich jedenfalls nicht. Das haben sich wohl die Jäger früher ausgedacht, als Murmeltiere als regelrechte Plage geschossen wurden. Die Walliser Murmeltiere sind recht neugierig und anscheinend an den Menschen gut gewöhnt. Zumindest flitzen sie nicht gleich in den nächsten Bau, sondern halten einfach ihren Sicherheitsabstand zu uns ein. Kommen wir näher, gehen sie wieder einige Schritte weiter. In solchen Momenten hätte ich gerne ein Teleobjektiv dabei. Ohne das habe ich mit meiner Kamera keine Chance auf ein schönes Murmeltierfoto.
Entlang des Gornergrates bis nach Furi
Über den Abstieg zum Grünsee erreichen wir bald die Gornergratbahn und sehen auch einen Zug, der zum Gornergrat fährt. Weiter geht’s bergab zur ersten Zwischenstation. Wir nutzen die kurze Pause, um unseren Sonnenschutz zu erneuern. Herbert erklärt uns „jungen Hühnern“ wie man das Buff vernünftig um den Kopf bindet, damit wir keinen Sonnenstich bekommen. Dann geht’s weiter.
Eine ganze Weile noch gehen wir bergab. Wir erreichen jetzt wieder die Baumgrenze und meine Knie sind noch nicht so richtig motiviert für diese Tour bergab. Es nützt aber nichts, denn unser Ziel für die Mittagspause lautet Furi. Und das liegt auf nur 1.867 Metern über Null.
Erholung und Wolkeninterpretation in Furi
Wenig später haben wir den Abstieg geschafft. Hier unten ist ziemlich viel Trubel wie ich finde. Im Winter scheint hier eine Talstation zu sein, es gibt viel Gastronomie. Wir suchen uns eine aus und genießen die Sonne, die sich am Vormittag durch die Wolken gekämpft hat. Claudia und ich gönnen uns ein gemeinsames Rösti mit Ei, das uns stattliche 24 CHF kostet.
Unser Blick geht erwartungsvoll Richtung Himmel. „Sieht nicht gut aus“ meint Christian. Ich habe in den letzten beiden Tagen gelernt, dass das Wetter vom Matterhorn kommt. Und von da kommt schon wieder eine ziemlich schwarze Wolkenfront.
Jep, auch ich glaube, dass das heute noch einen heftigen Regenschauer geben wird. Zwar überlegen wir kurz, mit der Gondelbahn einige Höhenmeter Aufstieg zu sparen, aber der sportliche Ehrgeiz packt uns dann eben doch. Also machen wir uns auf den Weg.
Das Wetter ist der Chef beim Wandern
Wir folgen der Skipiste bergan. Ich mag es nicht besonders, wenn wir Skipisten hochgehen müssen. Es ist einfach kein schönes Gehen. Aber es nützt nichts. Irgendwann wandern wir wieder auf einem schmalen Pfad – schon besser. Allerdings beginnt es jetzt zu regnen. Wir werfen die Regenjacken über und gehen weiter.
Bald entscheidet Christian, dass wir das letzte Stück zur Gandegghütte mit der Gondel hochfahren werden. Dafür müssen wir unseren Pfad verlassen und den Hang queren. Dabei führt uns Christian sicher über einen Gebirgsbach. Jetzt schön konzentrieren und bloß nicht auf den nassen Steinen ausrutschen, sonst geht es schnell einige Meter bergab. Geschafft! Wir sind alle auf der anderen Seite und gehen nun den Gegenhang zur Gondelstation wieder hoch.
In der Gondel sitzend, entdecken wir mehrere kleine und große Regenbögen und können die Landschaft auf uns wirken lassen. Ich muss sagen, der ausgeprägte Skitourismus in den Alpen setzt der Natur zu. Das hat absolut nichts mehr mit Bergromantik zu tun. Die vielen Lifte zeigen: Hier geht es knallhart um’s Geschäft. Noch mit diesen Gedanken beschäftigt sind wir auch schon oben an der Bergstation angekommen. Ja, hier oben ist alles kommerzialisiert. Sogar einen Lift zum Klein Matterhorn auf 3.883 m gibt es. Der Regen hat inzwischen wieder aufgehört und wir bewältigen die letzten 100 Höhenmeter bis zur Gandegghütte.
Etappenziel Gandegghütte – die höchstgelegene Hütte dieser Tour
Die Gandegghütte wurde bereits im Jahr 1885 erbaut und liegt ziemlich exponiert am Rande des unteren Theodulgletschers mit Blick auch auf den Gorner– und den Grenzgletscher. Christian erklärt uns, dass die Hütte ursprünglich direkt am Gletscher lag. Soweit ist der Gletscher inzwischen geschrumpft. Hinter der Hütte zeigt sich das wirkliche Ausmaß dieser banalen Feststellung.
Davon lest ihr mehr im nächsten Beitrag.